Wirtschaft

Das 2,3-Billionen-Euro-Risiko Welche Banken wegen Italien zittern

Die politische Krise in Italien macht die Finanzwelt nervös - aus gutem Grund. Für manche Banken innerhalb und außerhalb des Landes ist Italiens Zahlungsfähigkeit eine Schicksalsfrage.

Am Finanzmarkt macht sich Unruhe breit. Im Zuge der Verfassungskrise in Rom springen die Risikozuschläge für italienische Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit der Euro-Krise 2011 und 2012. Das bedeutet, Investoren halten die Möglichkeit, dass der italienische Staat seine Schulden in Zukunft nicht mehr bedienen kann oder will, für eine zwar noch kleine, aber realistische Gefahr.

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Die schiere Höhe der italienischen Staatsschulden und deren Bedeutung für die Banken machen deutlich, warum Investoren in ganz Europa nervös werden, wenn sie nur an die Möglichkeit eines italienischen Zahlungsausfalls denken. Insgesamt steht der italienische Staat bei seinen Gläubigern mit 2,3 Billionen (2300 Milliarden) Euro in der Kreide. Zahlen des Ökonomen Eric Dor von der IESEG School of Management in Lille zufolge halten italienische Banken mit 626,8 Milliarden Euro den Löwenanteil davon.

Fast 20 Prozent der gesamten Aktiva des italienischen Bankensektors bestehen laut einer Studie der Bank für internationalen Zahlungsausgleich aus den Schuldtiteln der eigenen Regierung. Bei zehn Banken übersteigen die italienischen Staatsanleihen in der Bilanz sogar den Wert des eigenen sogenannten harten Kernkapitals. Das harte Kernkapital einer Bank für die EZB ist der wichtigste Maßstab für die Stabilität eines Instituts und dafür, wieviel Geld es verleihen darf. Schmälert ein Verlust dieses Kapital, muss eine Bank neues Eigenkapital beschaffen - von Investoren oder durch eine staatliche Rettungsaktion - oder im schlimmsten Fall abgewickelt werden. 

Auch Banken in anderen europäischen Ländern müssen sich Sorgen machen, sollte der italienische Staat in Schwierigkeiten geraten. Laut Dors Zahlen, die auf Angaben der europäischen Bankenaufsicht von 2017 beruhen, halten französische Banken mehr als 52 Milliarden Euro an italienischen Staatsschulden, spanische Institute gut 37 Milliarden Euro und deutsche Banken mehr als 32 Milliarden.

Dabei ist das Risiko für die Banken höchst unterschiedlich verteilt. Außerhalb Italiens haben die französische BNP Paribas und die belgische Dexia mit 16 beziehungsweise knapp 15 Milliarden Euro die größten Mengen italienischer Staatsanleihen in ihren Büchern. Ein Problem könnten das vor allem für Dexia werden. Der Wert der von der 2011 bereits einmal zusammengebrochenen und danach aufgespaltenen Bank gehaltenen Titel übersteigt das harte Kernkapital um mehr als das Doppelte.

Auch in Deutschland halten mehrere Banken verhältnismäßig große Mengen italienische Staatsschulden. Bei der Deutschen Pfandbriefbank beträgt ihr Wert 83 Prozent des harten Eigenkapitals, bei der Aareal Bank 66 und bei der Commerzbank 43 Prozent. Die Deutsche Bank wäre dagegen von einem italienischen Zahlungsausfall direkt kaum betroffen. Die von ihr gehaltenen italienischen Schuldtitel belaufen sich auf vergleichsweise geringe 6,5 Prozent.

Den allergrößten Brocken italienischer Anleihen allerdings hält keine Geschäftsbank, sondern das Eurosystem. Im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms haben die Europäische Zentralbank und die nationalen Euro-Notenbanken auch italienische Staatsschulden erworben. Aktuell halten sie Anleihen im Wert von 340 Milliarden Dollar. Weitere große Gläubiger des italienischen Staates außer den Banken sind andere in- und ausländische Investoren wie Fondsgesellschaften und Versicherer.

Quelle: ntv.de, mbo

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